Beschreibung
«Futurismo e Fascismo» (Futurismus und Faschismus) aus dem Jahr 1924 war eine Anthologie von Schriften, die sowohl unveröffentlichte als auch bereits in den Jahren zuvor erschienene Texte enthielt. Trotz des Titels ist Marinettis Werk viel mehr futuristisch als faschistisch. Man kann sagen, daß diese Sammlung von Marinettis Texten die gesamte politische Ideologie Marinettis und der futuristischen Bewegung in einem Politisches Manifest repräsentiert, das nach der Machtübernahme Mussolini in Italien seine Annäherung an den Faschismus einleiten sollte.
Vom Faschismus bleiben strenggenommen drei Kapitel „Die Futuristen im faschistischen Kampf“, „Das italienische Volk“, „Das futuristische Rom“ und die Gründung der «Fasci di Combattimento» sowie „Die Schlacht in der Via Mercanti am 15. April 1919 – der erste Sieg des Faschismus“.
Der Band wird durch eine illustrierte doppelseitige Grafik bereichert, die dem Kapitel „Italienischer Stolz“ vorangestellt ist: die futuristische Synthese des Krieges.
Genaueste Textausgabe des Originals von 1924, damals erschienen im Verlag Campitelli, Foligno.
Dieses Buch ist in italienischer Sprache und KEINE Übersetzung! Es ist dennoch als Quelle von zeitgeschichtlicher und kunsthistorischer Bedeutung. Die in ihm veröffentlichten Texte zeigen die Nahtstellen der von F. T. Marinetti 1909 proklamierten und in vielen Ländern aufblühenden Kunstrichtung des Futurismus und des zehn Jahre später aufkommenden italienischen Faschismus’ Benito Mussolinis.
Der Autor
Filippo Tommaso Marinetti wurde am 22. Dezember 1876 in Alexandria (Ägypten) als Sohn wohlhabender Eltern geboren. Er studierte zuerst Jura in Paris, dann an den Universitäten Pavia und Genua, interessierte sich jedoch viel mehr für Literatur und das Zeitgeschehen und arbeitete für Pariser Zeitungen. Ab 1902 veröffentlichte er viele Bücher, schrieb Beiträge für Zeitschriften und lebte ein sehr aktives Leben in vielen Künstlerkreisen, wo er bald eine gewisse Wortführerschaft übernahm, die 1909 in der Veröffentlichung seines berühmten «Futuristischen Manifest» seinen ersten Höhepunkt fanden. Zahllose Gruppen in vielen Ländern beriefen sich auf Marinetti und sein Manifest, das provokante Forderungen stellte und die Kunst und das Leben revolutionieren wollte.
Für Marinetti und die Futuristen wurde der 1. Weltkrieg zur Zäsur: Sie zogen voller Begeisterung und Tatendrang in den Krieg, der etliche von ihnen das Leben oder die Gesundheit kostete. Nach dem Krieg machte Marinetti den ersten Schritt in die Politik, indem er die «Futuristische Partei», erst ein Jahr später erschuf Mussolini, den er seit 1914 kannte, seine «Faschistische Partei Italiens», in welcher Marinetti seine eigene Partei aufgehen ließ, was ihm wohl bei den anstehenden Wahlen zum zweiten Listenplatz verhalf. Nach einer desaströsen Niederlage bei der Wahl, kam es erst einmal zum Bruch, weil Mussolini ab da auf die Bürgerlichen zuging, um doch noch an die Macht zu kommen, was ihm am 30.10.1922 dann auch gelang, während Marinetti sich wieder ganz seinen phantasievollen revolutionären Themen und den Künsten (und den Frauen) zuwandte.
Mit der vorliegenden Schrift «Futurismus e Fascismo» rief Marinetti sich bei seinem früheren Freund wieder deutlich in Erinnerung und machte ihm quasi das Angebot, daß die Futuristen keine politischen Ambitionen mehr verfolgen würden, aber daß sie dafür den Führungsanspruch auf dem Gebiet der Kultur und Kunst bekämen. Mussolini nahm ihn zwar mit offenen Armen wieder auf, wußte aber doch Marinetti und seine Gefolgsleute einzubinden, mit Ehren und Verdienst zu beruhigen und im Zaume zu halten. Am 2.12.1944 starb Marinetti in Bellagio am Comer See, und Mussolini ließ ihn in Mailand feierlich aufbahren und mit dem letzten ihm verbliebenen faschistischen Theater in einem Staatsbegräbnis beisetzen.
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