Beschreibung
Sein Leben und Handeln sind bis heute eine einzige Provokation und immer noch ist er als Person hochproblematisch, in Italien und anderswo: Benito Mussolini. Wer war dieser ebenso ambivalente wie dämonische Mann, der nahezu das Symbol einer Damnatio memoriae geworden ist?
Der Autor hat mit der vorliegenden Biographie das dramatische Leben des „Duce“ umfassend dargestellt. Detailgenau schildert er die politische Genese des jungen Mussolini, seine Prägung als revolutionärer Sozialist in der Romagna, die Jahre seines Exils in der Schweiz und den Aufenthalt im Trentino, die Metamorphose zum leidenschaftlichen Befürworter eines Eintritts Italiens in den Ersten Weltkrieg auf Seiten der Entente sowie seinen Weg zum Begründer des Faschismus. Ausführlich beschreibt der Autor Mussolinis Kampf um die Macht, gipfelnd im „Marsch auf Rom“ 1922, die anschließende Festigung seiner Alleinherrschaft wie auch die Gestalt der ihn tragenden Mitglieder des Faschistischen Großrats beim Aufbau des stato totalitario. Innen- und außenpolitische Erfolge, wie die Aussöhnung mit Papst Pius XI. in den Lateranverträgen oder die Unterwerfung Tripolitaniens, verschafften Mussolini über gut 20 Jahre hinweg eine stabile Machtbasis.
Der Bezug des Faschismus auf die Romanità – das antike Römertum –, die Idee des Fascismo universale, der imperiale Gedanke sowie das verhängnisvolle Achsen-Bündnis mit Hitler und der vom Balkon des Palazzo Venezia in Rom aus verkündete Kriegseintritt Italiens im Juni 1940 werden eingehend beleuchtet. Mit großer Sachkenntnis wirft der Autor auch einen Blick auf die vom faschistischen Staat unternommene Ästhetisierung der Politik und dessen künstlerische Ambitionen.
Im Juli 1943 aufgrund einer Verschwörung von Königshaus und Militär von seinem eigenen Faschistischen Großrat über Nacht entmachtet, schien das von ihm in zwei Jahrzehnten geschaffene und vermeintlich festgefügte Regime innerhalb weniger Tage wie Schnee in der Sonne zu schmelzen. An wechselnden Orten gefangen gehalten, jedoch von einem deutschen Spezialkommando befreit, fand sich Mussolini in der Folge als Regierungschef der Repubblica Sociale Italiana von Deutschlands Gnaden am Gardasee wieder, bis er nach 600 Tagen von Partisanen erschossen und öffentlich zur Schau gestellt wurde.
Mussolinis Faschismus schien damit Geschichte zu sein, feierte jedoch schon 1946 in Gestalt der neofaschistischen Partei MSI (Italienische Sozialbewegung) seine politische Auferstehung. Geblieben sind zudem, wenn auch für viele meist unbemerkt, Ausdrucksformen faschistischer Ästhetik, die bis heute in Marketingstrategien und Popkultur erkennbar sind.
Der Autor
Werner Bräuninger, geb. 1965, ist freier Publizist. Seine Arbeiten über die innere Opposition im NS-Staat sowie über die geistige Herkunft des Grafen Claus von Stauffenberg aus dem Kreis um den Dichter Stefan George wurden kontrovers diskutiert. Seine Veröffentlichungen fanden Beachtung von der FAZ über die Welt bis zur renommierten Zeitschrift für Geschichtswissenschaft.
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