Beschreibung
Seit über fünf Jahren tobt der Krieg in Syrien, und noch immer herrscht ein erschreckend einseitiges Bild in den Medien und dementsprechen in der „öffentlichen Meinung“:
Eine kleine friedliche Protestbewegung sei unbarmherzig von einem Despoten im Blut erstickt worden, der Widerstand habe sich dann militarisiert und zur Wehr gesetzt. Erschwerend käme hinzu, da zahlreiche Gruppen in diesen Konflikt involviert seien, darunter – bedauerlicherweise – auch solch unappetitliche Zeitgenossen wie der IS. Das eigentliche Grauen habe aber erst Ende September 2015 begonnen, als der finstere Putin auf Seiten des präsidialen Kriegsverbrechers Assad in den Krieg eintrat und seitdem die syrische Zivilbevölkerung mit Flächenbombardements überzieht. Dermaßen überzeichnet wird das Geschehen in Syrien beinahe täglich von der Mehrzahl der Medien unters Volk gebracht, die – wenigen, aber teilweise äußerst scharfsinnigen („Und ihr denkt, es geht um einen Diktator“ von Hans-Christof Kraus in der FAZ, 24.7.2012) – Ausnahmen bestätigen wieder einmaldie Regel.
Solide Grundkenntnisse in geopolitischen Zusammenhängen dürften allerdings ausreichen, um dieser verdächtig einfachen Erzählung des syrischen Dramas zu mißtrauen. Aufmerksame Zeitgenossen waren alles andere als überrascht, als der staatenfressende Flächenbrand in Nahost auch das weitgehend stabile Syrien 2011 in Flammen setzte. Entsprechende Aussagen lagen in beachtlicher Häufig- und Eindeutigkeit vor, sowohl von ehemaligen als auch aktiven Vertretern der amerikanischen Elite in Wirtschaft, Politik und Militär. Die Kenntnis um Hintergründe der Kriege der Gegenwart und deren untrennbare Verbindung mit den politischen Zuständen in Nahost, machten es möglich, diesen Krieg vom ersten Tag an als das zubetrachten, was er ist: ein seit Jahren von Washington gewünschter Versuch den „Regime Change“ in Damaskus herbeizuführen.
Tim Anderson zeichnet dieses Bild in beeindruckender Schärfe nach. Mit sorgfältiger Quellenarbeit und dem Blick für Details legt er die Intervention in Syrien offen, analysiert die bewußte Provokation der blutigen Zusammenstöße von 2011 und die andauernde Unterstützung und Zusammenarbeit der westlichen Staatengemeinschaft mit verschiedensten islamistischen Terrormilizen. Ebenfalls thematisiert wird das völkerrechtlich legitimierte Eingreifen Rußlands 2015, was natürlich das Ausmaß der Kriegspropaganda ins schier Unermeßliche gesteigert hat. Umso wichtiger ist jede Stimme die versucht, die Situation in Syrien nüchtern und faktengetreu zu schildern. Die Bandbreite an alternativen Medienangeboten ist mittlerweile enorm, die Berichterstattung zum Thema Syrien beachtlich.
Das Buch von Anderson schließt also eine Lücke: Es bietet die komplette Erzählung des viele Jahre langen Krieges in Syrien und ist in seiner analytischen Deutlichkeit eine längst überfällige Anklage gegen den Westen und seine terroristischen Marionetten.
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